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2021-09-25 bis 2021-10-09: Zwei Wochen Heidschnuckenweg

Das Buch zum Weg ist da: hier!

Sina und ich wollten eine längere Wanderung unternehmen, also über mehrere Tage. Lange Wanderwege gibt es eine Menge in Deutschland. Aber aufgrund meiner Knieprobleme scheinen große Steigungen nicht mehr möglich zu sein.

Also musste ein flacher, langer Wanderweg her… und da gibts den Heidschnuckenweg von Hamburg nach Celle. 223km lang und nur sehr wenige Höhenmeter. Ideal für Knieprobleme :) Gedacht, geplant… und schon gehts los….

Vorbereitungen

Gepäck und Ausrüstung

Die Planung dieser rund zweiwöchigen Tour erwies sich als aufwändiger, als gedacht.

Als erstes erstellten wir Packlisten für uns beide. Anschließend besorgten wir fehlende Ausrüstung (z.B. für mich einen neuen Rucksack). Parallel dazu organisierten wir die Anreise nach Hamburg mit der Bahn und die Rückreise von Celle - ebenfalls mit der Bahn.

Eine Woche vor Abreise führten wir eine Probewanderung am Neckar durch (21km). Dabei mussten wir leider feststellen, dass unser Gepäck deutlich zu schwer war. Hatten wir doch Zelt, Schlafsäcke, Iso-Matten, Klamotten und Verbrauchsgüter eingepackt und dabei nicht auf das Gesamtgewicht geachtet.

In der Folge rotierten wir eine knappe Woche unter Hochspannung :) Als tauglich zur radikalen Erleichterung des Gepäcks erwies sich die folgende Vorgehensweise:

  • Erstellung einer gemeinsamen Packliste
  • Erfassung des Gewichts jedes einzelnen Packlistengegenstandes in Gramm
  • Prüfung der großen Vier (Zelt, Iso-Matte, Schlafsack und Rucksack)
    • Ich kaufte eine leichtere Iso-Matte
    • Wir kauften ein neues Zelt (MSR Hubba Hubba NX 2) (Ersparnis: ca. 1,5kg)
    • Schlafsack und Rucksack waren nicht die leichtesten, aber hier kam eine Neuanschaffung nicht in Frage
  • Anschließend gingen wir die Packliste mehrfach und immer wieder durch und strichen überflüssige Gegenstände. Ohne Probleme konnten wir unser Gepäck um weitere 2-3kg erleichtern.
  • Wir lasen uns ins Thema Ultra-Leicht-Trekking ein und schmökerten in Christine Thürmers Buch „Weite Wege wandern“ - dies half deutlich bei weiteren Optimierungen
  • Jeder Gegenstand wurde mehrfach hinterfragt
  • Die Kleidung wurde radikal gekürzt, dafür wollten wir notfalls täglich Kleidung waschen
  • Am Ende sank das Gesamtgewicht (für alles!) von über 33kg auf 28,5kg für zwei Personen
  • Abschließend erfolgte die Zuordnung der Packlistengegenstände zu Personen (Sina und mich) - unter Berücksichtigung der Tragefähigkeiten natürlich :) Ich lupfte ca. 13kg mit dem Rucksack (inkl. Verbrauchsgüter, ca. 9,5kg Basisgewicht), Sina kam auf ca. 11kg bei unter 8kg Basisgewicht. Die Differenz zu 28,5kg trugen wir am Körper ;)
  • Ich kaufte mir sogenannte Trail-Running-Schuhe. Diese sind wesentlich leichter, flexibler, bequemer und ideal für diese Tour geeignet.

Die Packliste findest Du hier: Ausrüstung

Anreise/Rückreise

Beide Wege (hin nach Hamburg, zurück von Celle) legten wir mit der Bahn zurück. Erfreulicherweise gab es zur Planungszeit gerade ein sogenanntes Aldi-Ticket für die Bahn: zwei Tickets für knapp 50€. Diese dienten der Rückreise. Für die Hinfahrt hatten wir vorher Spartickets gebucht.

Da wir bei Sinas Oma übernachten konnten in der Nähe von Hamburg, war eine Anreise am Vortag problemlos möglich. Das ersparte uns eine teure Hotel-Übernachtung.

Technik

Da der Heidschnuckenweg vorbildlich ausgeschildert ist, brauchte es nur ein Smartphone mit einer Offline-Kartenapp und dem Verlauf des Weges:

  • Offline-Karten für das Mobiltelefon
    • Auf dem Smartphone nutze ich die App mapsme. Diese stellt die kostenloses OpenStreetMap-Karten dar und lädt diese herunter, damit man sie auch ohne Datenverbindung nutzen kann.
    • Auf dem Webseite des Heidschnuckenwegs sind Tracks des Weges in verschiedenen Dateiformaten zum Herunterladen verfügbar.
    • Die KML-Datei schickte ich mir selbst per E-Mail und kann sie dann über das Smartphone in mapsme importieren. Schon ist der Heidschnuckenweg im Mobiltelefon.
    • Auf das Smartphone wanderte auch die PDF-Version der Heidschnuckenweg-Broschüre und konnte so jederzeit für Infos geöffnet werden.
    • Mehr Technik gabs nicht :)

Ernährung

Plan war: Versorgung erfolgt durch Supermärkte und Bäckereien unterwegs, zu Essen sollte es Müsli und Mailwaffeln geben. Daher nahm ich Müsli mit, Sina packte Maiswaffeln ein.

Vor Ort stellte sich dann heraus, dass unser Frühstück in der Regel bei einem Bäcker stattfand - mit Kaffee und leckeren Sachen. Das schlug sich allerdings auf die Finanzen nieder.

Wasser war auf/in den Übernachtungsplätzen verfügbar, weshalb wir jeweils nur die Menge mitnahmen, die wir für einen Wandertag brauchten. Bei mir waren das 3l.

Supermärkte und Versorgungsstationen (Bäcker, Restaurants) sind bei einigen Etappen nicht vorhanden. Zum Etappenende erreicht man idR ein Dorf mit Bäckerei. Kiosk oder Supermarkt. Aber nicht immer. Auch hier mussten wir ab und an auf den ÖPNV zurückgreifen und ins nächste größere Dorf fahren.

Gerade die letzten Etappen ab Faßberg sind hier ein Problem:

  • Faßberg zur Oberoher Heide: Faßberg hat noch Supermärkte, danach kommt nix mehr. Das Etappenende liegt mitten in der Heide weitab von jedem Ort.
  • Oberoher Heide nach Weesen: Weesen hat keine Versorgungs-Infrastruktur. Diese gibts im Nachbarort Herrmannsburg, welches aber locker 3km einfachen Weg entfernt ist.
  • Weesen nach Dehningshof: weder in Weesen, noch unterwegs oder in Dehningshof gibt es Versorgungsmöglichkeiten. In Dehningshof ist ein Restaurant, welches aber zu unserer Wanderzeit nicht in Betrieb war.
  • Dehningshof nach Celle: in Scheuen mag es Infrastruktur geben (eine Tankstelle ist dort), aber diese ist auch nicht direkt am Weg. Dann gehts erst in Celle wieder los.
  • Also… das sind 4 Etappen ohne jede Versorgungsmöglichkeit. Hier müssen Umwege eingeplant werden.
  • Wir setzten diesen Abschnitt wie folgt um:
    • Faßberg nach Herrmannsburg (mit Abkürzung)
    • Herrmannsburg nach Dehningshof (Übernachtung im Heuhotel, Versorgung via Pizza-Service)
    • Dehningshof nach Celle

Auswertungen

Wandergeschwindigkeit

Die folgende Tabelle zeigt die Durchschnittsgeschwindigkeiten inkl. Pausen. Angaben zu den Etappen findest Du in dem unten verlinkten Bericht.

Datum Start Ende Entfernung Dauer km/h
26.09.2021 08:50 16:45 26km 07:55 3,3km/h
27.09.2021 09:35 13:45 13km 04:10 3,1km/h
28.09.2021 08:40 15:30 17km 06:50 2,5km/h
29.09.2021 09:00 15:25 14km 06:25 2,2km/h
01.10.2021 08:25 16:00 23km 07:35 3,0km/h
02.10.2021 08:40 14:10 15km 05:30 2,7km/h
04.10.2021 08:25 13:40 21km 05:15 4,0km/h
05.10.2021 08:35 15:20 25km 06:45 3,7km/h
06.10.2021 09:45 15:00 15km 05:15 2,9km/h
07.10.2021 09:00 15:05 21km 06:05 3,5km/h
Summe 190km 61:45 3,1km/h

Hier wurden die Wegen der Etappen erfasst. Es gab weitere Wege, zB zum Campingplatz. Diese sind in dieser Tabelle nicht erfasst worden. Daher die Differenz zu den 243km gesamt.

Ausgaben

Ungefähr 100€ je Nacht wurden ausgegeben.

Zusammenfassung und abschließende Betrachtung

Der Heidschnuckenweg (HSW) ist wunderbar ausgeschildert. Karten benötigten wir nicht. Hilfreich war es, die Broschüre des HSW (heidschnuckenweg.de) als PDF aufs Mobiltelefon zu laden. Ebenso den Verlauf des Weges in einer Karten-App (siehe oben).

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Von der Ausrüstung her waren wir - wie oben beschrieben - nach dem nervenaufreibenden Optimierungsprozess ganz gut aufgestellt. Das Zelt ist ein echtes Leichtgewicht, die Streichung der überflüssigen Gegenstände war lehrreich und wirksam. Das Zusammenstreichen der Kleidung kostete mich persönlich einiges an Überwindung. Das Ergebnis war aber, dass wir nun gut tragbare Rucksäcke hatten, mit denen wir uns zutrauten, die bis zu 29km langen Etappen zu erwandern.

Aber tatsächlich konnte ich feststellen, dass eine Minimal-Ausstattung an Klamotten für zwei Wochen (und länger) locker ausreichend sind. Also zwei Paar Socken, zwei mal Unterwäsche reichen aus. Das Zwiebelprinzip bewährt sich ja immer. Bei mir reichten ein T-Shirt, ein Bundeswehr-Hemd (also Baumwolle), eine Daunen-Weste, ein Schlauchtuch und eine Wintermütze. Für kalten Wind legte ich noch die Regenjacke an. Damit konnte ich den erlebten Temperatur-Bereich von 4-20 Grad sehr gut aushalten.

Wir wuschen tatsächlich beinahe täglich die Klamotten vom Vortag, die doppelt vorhanden waren (T-Shirt, Socken, Unterwäsche). Wir hängten die Klamotten tagsüber an die Rucksäcke zum Trocknen. Nachts wanderten noch leicht feuchte Kleidung in den Schlafsack. Da wir auch einige wenige Nächte in Hotels/Pensionen verbrachten, konnten wir dort über der Heizung gut trocknen.

Diese Vorgehensweise erwies sich als praktisch, machbar und gut.

Für die Nächte hatte ich einen Satz Klamotten dabei, der nur für den Schlafsack vorgesehen war. Dieser war für kalte Temperaturen ausgelegt und idR deutlich zu warm. Hier würde ich ggf. das nächste mal kühlere Sachen einpacken.

Die Knieprobleme (siehe Neckarsteig) traten nur in den ersten Tagen auf. Nach den zwei Wochen kann ich sogar wieder auf Berge klettern, ohne dass mein Knie schmerzt!!! Das ist eine enorm geniale Erfahrung. Bedeutet es doch, dass ich durch Training der Muskeln das Knie so stabilisieren kann, dass Wanderungen und Bergstrecken wieder möglich sind.

Zum HSW selbst:

  • Die ersten vier Etappen (HH bis Niederhaverbeck) sind traumhaft schön und abwechslungsreich, ein echtes Gedicht für die Seele. Wunderschön!
  • Die restlichen Etappen sind sehr straßenlastig, asphaltreich, oft in Straßennähe oder führen auf Waldautobahnen durch die Wälder. Nicht schön, nicht angenehm, teilweise echt nervig. So nervig, dass wir uns immer wieder fragen, warum der Weg ein Prädikatsweg sein soll. Da ist jeder langweile Wanderweg im Odenwald um Welten schöner…
  • Die Ausschilderung ist - wie bereits geschrieben - hervorragend. Hier gibts eigentlich keine Probleme.
  • Übernachtungsmöglichkeiten sind teilweise problematisch:
    • Auch nach der Blüte der Heide (dann ist am Weg die Hölle los) waren die meisten wegnahen Unterkünfte lange im Voraus ausgebucht.
    • Hotels und Pensionen sind rund um den Weg eher teurer. Doppelzimmer unter 100€ pro Nacht sind teilweise schon schwierig zu finden.
    • Campingplätze sind sehr rar und - bis auf ganz wenige Ausnahmen - deutlich vom Weg entfernt. Hier legten wir des Öfteren Strecken vom und zum Campingplatz mittels Heideshuttle (kostenlos) oder Taxi zurück.
    • Die Campingplätze sind größtenteils eher auf Wohnmobile ausgerichtet, als auf Zelter. Einen Platz fanden wir immer, aber der Trend weg von günstigen Zeltplätzen hin zu teuren WohMo-Stellplätzen ist für mich persönlich nicht begrüßenswert. Schade, aber ist so.
    • Das Unterkunftsverzeichnis, welches offiziell angeboten wird, ist teilweise reichlich veraltet. Hier ist eine kreative Suche direkt vor Ort zielführender.

Nachbereitungen

Nach der Rückkehr begann eine länger andauernde Phase der Optimierung und Nachbereitung.

Hinsichtlich der Packliste wurden die Erkenntnisse, die wir unterwegs notiert hatten, übertragen und umgesetzt.

Dadurch weicht die aktuelle Packliste - Heidschnuckenweg 2.0 genannt - stark von der alten (Version 1.0) ab. Unter Ausrüstung findest Du Infos dazu.

In der neuen Version ist das Gesamtgewicht nochmal um 1kg gesunken, obwohl wir zusätzlich den Spiritus-Kocher mit Topf usw., Instantkaffe und Milchpulver einpacken und mitnehmen. Geil!

Die neue Packliste ist auch unter dem oben genannten Link zu finden (in Kürze, Stand 15.10.2021).


Bericht

Hier findet sich der Bericht als PDF:
PDF (ca. 3MB)

Den Bericht habe ich später in ein echtes Buch umgewandelt: Bericht zum Buch.

Gesamtstrecke: ca. 243km


Tags:
Wandern, Deutschland, Reise