Das Buch zum Weg ist da: hier!
Sina und ich wollten eine längere Wanderung unternehmen, also über mehrere Tage. Lange Wanderwege gibt es eine Menge in Deutschland. Aber aufgrund meiner Knieprobleme scheinen große Steigungen nicht mehr möglich zu sein.
Also musste ein flacher, langer Wanderweg her… und da gibts den Heidschnuckenweg von Hamburg nach Celle. 223km lang und nur sehr wenige Höhenmeter. Ideal für Knieprobleme :) Gedacht, geplant… und schon gehts los….
Die Planung dieser rund zweiwöchigen Tour erwies sich als aufwändiger, als gedacht.
Als erstes erstellten wir Packlisten für uns beide. Anschließend besorgten wir fehlende Ausrüstung (z.B. für mich einen neuen Rucksack). Parallel dazu organisierten wir die Anreise nach Hamburg mit der Bahn und die Rückreise von Celle - ebenfalls mit der Bahn.
Eine Woche vor Abreise führten wir eine Probewanderung am Neckar durch (21km). Dabei mussten wir leider feststellen, dass unser Gepäck deutlich zu schwer war. Hatten wir doch Zelt, Schlafsäcke, Iso-Matten, Klamotten und Verbrauchsgüter eingepackt und dabei nicht auf das Gesamtgewicht geachtet.
In der Folge rotierten wir eine knappe Woche unter Hochspannung :) Als tauglich zur radikalen Erleichterung des Gepäcks erwies sich die folgende Vorgehensweise:
Die Packliste findest Du hier: Ausrüstung
Beide Wege (hin nach Hamburg, zurück von Celle) legten wir mit der Bahn zurück. Erfreulicherweise gab es zur Planungszeit gerade ein sogenanntes Aldi-Ticket für die Bahn: zwei Tickets für knapp 50€. Diese dienten der Rückreise. Für die Hinfahrt hatten wir vorher Spartickets gebucht.
Da wir bei Sinas Oma übernachten konnten in der Nähe von Hamburg, war eine Anreise am Vortag problemlos möglich. Das ersparte uns eine teure Hotel-Übernachtung.
Da der Heidschnuckenweg vorbildlich ausgeschildert ist, brauchte es nur ein Smartphone mit einer Offline-Kartenapp und dem Verlauf des Weges:
Plan war: Versorgung erfolgt durch Supermärkte und Bäckereien unterwegs, zu Essen sollte es Müsli und Mailwaffeln geben. Daher nahm ich Müsli mit, Sina packte Maiswaffeln ein.
Vor Ort stellte sich dann heraus, dass unser Frühstück in der Regel bei einem Bäcker stattfand - mit Kaffee und leckeren Sachen. Das schlug sich allerdings auf die Finanzen nieder.
Wasser war auf/in den Übernachtungsplätzen verfügbar, weshalb wir jeweils nur die Menge mitnahmen, die wir für einen Wandertag brauchten. Bei mir waren das 3l.
Supermärkte und Versorgungsstationen (Bäcker, Restaurants) sind bei einigen Etappen nicht vorhanden. Zum Etappenende erreicht man idR ein Dorf mit Bäckerei. Kiosk oder Supermarkt. Aber nicht immer. Auch hier mussten wir ab und an auf den ÖPNV zurückgreifen und ins nächste größere Dorf fahren.
Gerade die letzten Etappen ab Faßberg sind hier ein Problem:
Die folgende Tabelle zeigt die Durchschnittsgeschwindigkeiten inkl. Pausen. Angaben zu den Etappen findest Du in dem unten verlinkten Bericht.
Datum | Start | Ende | Entfernung | Dauer | km/h |
---|---|---|---|---|---|
26.09.2021 | 08:50 | 16:45 | 26km | 07:55 | 3,3km/h |
27.09.2021 | 09:35 | 13:45 | 13km | 04:10 | 3,1km/h |
28.09.2021 | 08:40 | 15:30 | 17km | 06:50 | 2,5km/h |
29.09.2021 | 09:00 | 15:25 | 14km | 06:25 | 2,2km/h |
01.10.2021 | 08:25 | 16:00 | 23km | 07:35 | 3,0km/h |
02.10.2021 | 08:40 | 14:10 | 15km | 05:30 | 2,7km/h |
04.10.2021 | 08:25 | 13:40 | 21km | 05:15 | 4,0km/h |
05.10.2021 | 08:35 | 15:20 | 25km | 06:45 | 3,7km/h |
06.10.2021 | 09:45 | 15:00 | 15km | 05:15 | 2,9km/h |
07.10.2021 | 09:00 | 15:05 | 21km | 06:05 | 3,5km/h |
Summe | 190km | 61:45 | 3,1km/h |
Hier wurden die Wegen der Etappen erfasst. Es gab weitere Wege, zB zum Campingplatz. Diese sind in dieser Tabelle nicht erfasst worden. Daher die Differenz zu den 243km gesamt.
Ungefähr 100€ je Nacht wurden ausgegeben.
Der Heidschnuckenweg (HSW) ist wunderbar ausgeschildert. Karten benötigten wir nicht. Hilfreich war es, die Broschüre des HSW (heidschnuckenweg.de) als PDF aufs Mobiltelefon zu laden. Ebenso den Verlauf des Weges in einer Karten-App (siehe oben).
Von der Ausrüstung her waren wir - wie oben beschrieben - nach dem nervenaufreibenden Optimierungsprozess ganz gut aufgestellt. Das Zelt ist ein echtes Leichtgewicht, die Streichung der überflüssigen Gegenstände war lehrreich und wirksam. Das Zusammenstreichen der Kleidung kostete mich persönlich einiges an Überwindung. Das Ergebnis war aber, dass wir nun gut tragbare Rucksäcke hatten, mit denen wir uns zutrauten, die bis zu 29km langen Etappen zu erwandern.
Aber tatsächlich konnte ich feststellen, dass eine Minimal-Ausstattung an Klamotten für zwei Wochen (und länger) locker ausreichend sind. Also zwei Paar Socken, zwei mal Unterwäsche reichen aus. Das Zwiebelprinzip bewährt sich ja immer. Bei mir reichten ein T-Shirt, ein Bundeswehr-Hemd (also Baumwolle), eine Daunen-Weste, ein Schlauchtuch und eine Wintermütze. Für kalten Wind legte ich noch die Regenjacke an. Damit konnte ich den erlebten Temperatur-Bereich von 4-20 Grad sehr gut aushalten.
Wir wuschen tatsächlich beinahe täglich die Klamotten vom Vortag, die doppelt vorhanden waren (T-Shirt, Socken, Unterwäsche). Wir hängten die Klamotten tagsüber an die Rucksäcke zum Trocknen. Nachts wanderten noch leicht feuchte Kleidung in den Schlafsack. Da wir auch einige wenige Nächte in Hotels/Pensionen verbrachten, konnten wir dort über der Heizung gut trocknen.
Diese Vorgehensweise erwies sich als praktisch, machbar und gut.
Für die Nächte hatte ich einen Satz Klamotten dabei, der nur für den Schlafsack vorgesehen war. Dieser war für kalte Temperaturen ausgelegt und idR deutlich zu warm. Hier würde ich ggf. das nächste mal kühlere Sachen einpacken.
Die Knieprobleme (siehe Neckarsteig) traten nur in den ersten Tagen auf. Nach den zwei Wochen kann ich sogar wieder auf Berge klettern, ohne dass mein Knie schmerzt!!! Das ist eine enorm geniale Erfahrung. Bedeutet es doch, dass ich durch Training der Muskeln das Knie so stabilisieren kann, dass Wanderungen und Bergstrecken wieder möglich sind.
Zum HSW selbst:
Nach der Rückkehr begann eine länger andauernde Phase der Optimierung und Nachbereitung.
Hinsichtlich der Packliste wurden die Erkenntnisse, die wir unterwegs notiert hatten, übertragen und umgesetzt.
Dadurch weicht die aktuelle Packliste - Heidschnuckenweg 2.0 genannt - stark von der alten (Version 1.0) ab. Unter Ausrüstung findest Du Infos dazu.
In der neuen Version ist das Gesamtgewicht nochmal um 1kg gesunken, obwohl wir zusätzlich den Spiritus-Kocher mit Topf usw., Instantkaffe und Milchpulver einpacken und mitnehmen. Geil!
Die neue Packliste ist auch unter dem oben genannten Link zu finden (in Kürze, Stand 15.10.2021).
Hier findet sich der Bericht als PDF:
PDF (ca. 3MB)
Den Bericht habe ich später in ein echtes Buch umgewandelt: Bericht zum Buch.
Gesamtstrecke: ca. 243km
Tags:
Wandern, Deutschland, Reise